Diese Rasse unterscheidet sich sehr von fast allen heute gehaltenen Schafrassen. Die Soay zählen zu den kleinen Schafrassen und sind nicht für die klassische Hütehaltung geeignet. Kein noch so erfahrener Hütehund kann diese Schafe fixieren. Ihr Wesen ähnelt eher dem uns bekannten Reh- oder Damwild. Sie zeigen einen augeprägten Fluchttrieb. Wahrscheinlich noch eine Eigenschaft die vom Wildschaf übrig blieb.
Sie sind sehr gute Futterverwehrter, fressen fast alles was man auf einer Weide finden kann: Verschiedene Gräser, Kräuter, wilde Himbeere, wilde Brombeere, Farne, Brennesseln und sie verbeißen kleine Bäume und Büsche. Ich habe beobachtet wie sie im Winter sogar die Horste der Rasenschmiele bis auf den Boden abfressen. Sie sind also sehr gut für die Landschaftspflege einsetzbar wenn die Flächen in sich geschlossen und gut eingezäunt sind. Sie schälen im Winter Rinde von jüngeren Bäumen. Diese müssen unbedingt geschützt werden.
Die Schafe streifen von Mai bis Juni ihre kurze Wolle an Bäumen und Sträuchern ab. Steht keine andere Möglichkeit zur Verfügung, nutzen sie auch Zäune, Bänke, Hauswände, Tore, … Es ist also gut wenn man etwas zum „Schubbern“ in die Koppel stellt sonst hat der Drahtzaun schnell Haare und vor allem Beulen. Ein gut eingeschlagener Pfosten mit angeschraubtem Straßenbesen, Bürsten oder Schrubber wird nach einiger Zeit gern angenommen und rege genutzt.
Soay sind schon im Jahr ihrer Geburt geschlechtsreif. Kleine Auen bekommen in der Regel 1 Lamm, später gern auch Zwillinge. Die Ablammung erfolgt bei reinrassigen Soay ohne Probleme. Die Mütter regeln alles selbst, man muss nur Lämmer zählen, markieren und sich um die Fuchsabwehr kümmern. Die Lämmer haben die Größe einer Hauskatze. Die Brunft (Zeit in der die Auen fruchtbar sind) beginnt im Oktober und ist im November abgeschlossen. Danach wachsen die Föten im Mutterleib bis das Futter knapp wird und gehen dann in eine Ruhezeit bis die Wiesen wieder grün werden. Ab März werden dann die Lämmer abgesetzt.
Die Schafe sind wetterfest und robust, einen Tierarzt braucht man in der Regel nicht. Ihr Fell ist sehr gut isolierend, sie benötigen aber einen Unterstand auf der Weide damit sie trocken und möglichst zugfrei lagern können.
Ihre Lautstärke hält sich in Grenzen, Geblöke gibt es nur wenn sich die Herde zu weit auseinander zieht (unübersichtliche Weide) oder wenn ein Lamm mit den anderen Lämmern davongetrödelt ist (sie bilden Kindergartengruppen) und einen kleinen Hunger bekommt oder wenn die Mutter es vermisst. Dann schreien sich die Schafe manchmal über 10 Meter an ohne das eines Anstalten macht zum anderen zu gehen. Das kann auch mal nerven weil die Stimmen der Schafe sehr unterschiedliche Lautstärke und Tonlage annehmen können und weil sie sich auch in der Nacht oder in der Dämmerung „unterhalten“. Ich kann die Schreie mittlerweile auseinander halten, weiß ungefähr worum es geht wenn sie rufen. Aus der Nachbarschaft hörte ich auch schon Stimmen. Die riefen dann „Halts Maul!“. Naja…
Die Schafe können nach etwa 1 1/2 Jahren geschlachtet werden. Vorher macht es einfach keinen Sinn weil nur wenig Fleisch angesetzt ist. Ihr Fleisch ist dem des Wildes sehr ähnlich: sehr dunkel, fast kein Fett. Der Geschmack ist wildartig und wenn man außerhalb der Brunft schlachtet, schmeckt es auch bei Böcken nicht „schafig“.